Was unterscheidet echte Führung von reiner Aufgabenverteilung? – Richtig: die Wirkung.
Positive Leadership bedeutet nicht, einfach freundlich zu sein. Es geht darum, eine Haltung einzunehmen, die auf Vertrauen, Ressourcenorientierung und gesunder Selbstführung basiert – und dadurch Menschen aktiviert. In 25 Jahren als Führungskraft in verschiedenen Rollen und auf unterschiedlichsten Führungslevels durfte ich viele Mitarbeiter:innen begleiten.
Eines meiner wichtigsten Erkenntnisse daraus:
Job fordert – Körper und Geist!
Gut gestaltete, positive Führung wirkt dabei entlastend anstatt belastend!
Die Frage, die sich daraus ergibt:
Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit Menschen?
Anstrengend oder erfüllend?
Tatsächlich beeinflusst die emotionale Verfassung des Vorgesetzten das gesamte Team. Wenn du gestresst oder erschöpft bist, entstehen in deinem Körper Stresshormone – und das überträgt sich auf das gesamte Umfeld. Bist du hingegen erfüllt, ausgeglichen und inspiriert, spüren das deine Mitarbeiter:innen – und bringen automatisch bessere Leistungen. Hier decken sich wissenschaftliche Erkenntnisse 1:1 mit meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen. In einem Konzern mit mehreren 10.000 Mitarbeitern erlebte ich die gesamte Bandbreite dessen, welche Wirkung Führungskräfte auf ihre Teams haben.
Was Positive Leadership konkret bedeutet
Positives Leadership ist eine Haltung und ein Führungsstil, der sich an den Stärken und Potenzialen orientiert. Führung ist nicht Kontrolle, sondern darf als Entwicklung verstanden werden. Es geht darum, das Beste in Menschen zu sehen – und Wege zu schaffen, wie sie es auch zeigen können. Dazu gehören u. a.:
- Vertrauen statt Kontrolle
- Stärkenorientierung statt Defizitdenken
- Feedback und Dialog statt Anweisung und Bewertung
- Vorleben statt bloß fordern
Im Laufe der Zeit erkannte ich das und passte mein Verhalten entsprechend an.
Die Erkenntnis
Positive Leadership beginnt bei mir selbst!
Was viele übersehen: Gute Führung beginnt nicht im Team – sondern bei einem selbst.
Wer täglich Entscheidungen trifft, Teams steuert und Visionen lebt, braucht eine solide Basis aus:
- Energie
- Gesundheit
- Emotionale Selbstregulation
- Klarheit
Hierzu habe ich für mich Routinen entwickelt, die positive Emotionen fördern – und damit Glückshormone wie Dopamin oder Oxytocin aktivieren. Die gute Nachricht: Diese Routinen lassen sich trainieren.
Konkrete Hebel
- Bewegung – kurze Einheiten aktivieren Körper und Geist
- Ernährung – leichte, nährstoffreiche Ernährung fördert Konzentration und Ausgeglichenheit
- Mindset – Fokus auf Möglichkeiten statt Probleme
- Regeneration – Schlaf, Pausen und bewusste Erholung sind kein Luxus, sondern Führungspflicht
Die Gesamtheit dieser Elemente erzeugt eine Präsenz, die es mir ermöglicht, gesund vorzuleben – und genau das erkannten meine Mitarbeitenden intuitiv.
Was sagt die Wissenschaft?
Sie gibt mir Recht! Studien der letzten Jahre zeigen klar: Führungskräfte, die empathisch, positiv und stärkenorientiert agieren, haben messbar positivere Auswirkungen auf Motivation, Produktivität und Gesundheit ihrer Teams.
1. Barbara Fredrickson – Broaden-and-Build-Theory
Die Psychologin Prof. Dr. Barbara Fredrickson konnte zeigen, dass positive Emotionen unsere Wahrnehmung erweitern, unsere Problemlösungskompetenz fördern und langfristig zu mehr Resilienz führen.
Positive Führung wirkt also nicht nur kurzfristig motivierend – sie baut Ressourcen auf, die in schwierigen Zeiten stabilisieren.
2. Kim Cameron – Positive Leadership wirkt auf Leistung
Der US-amerikanische Organisationspsychologe Prof. Kim Cameron belegt in mehreren Publikationen, dass Unternehmen mit positiv gelebter Führung signifikant bessere Ergebnisse erzielen – in Bezug auf Mitarbeitendenbindung, Kundenloyalität und Rentabilität.
Sein Konzept der „Virtuous Practices“ beschreibt Praktiken wie Vergebung, Wertschätzung und Sinnorientierung als zentrale Pfeiler.
3. Gallup-Studie: Führung ist Gesundheitsfaktor
Laut dem jährlich erhobenen Gallup Engagement Index ist die direkte Führungskraft der entscheidende Faktor für die emotionale Bindung von Mitarbeitenden – und auch für deren gesundheitliches Befinden. Erschreckenderweise ist zu erwähnen, dass dieser Wert in 2024 ein historisches Rekordtief erreicht hat und in den einstelligen Bereich abgerauscht ist. Lediglich 9% der Arbeitnehmenden in Deutschland fühlten sich ihrem Unternehmen gemäß der Gallup-Erhebung in 2024 emotional hoch gebunden.
Schlechte Führung erhöht das Risiko für Burnout – gute Führung schützt.
Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse unterstreichen: Positives Leadership ist kein Soft-Skill-„Nice-to-Have“, sondern ein echter Performance- und Gesundheitshebel.
Stärkenorientierung – wie du Menschen wachsen lässt
Führung heißt, Entwicklung zu ermöglichen. Das funktioniert am besten dort, wo Menschen gesehen und wertgeschätzt werden – nicht nur für ihre Leistung, sondern auch für ihre Potenziale.
Ein stärkenorientierter Blick bedeutet:
- Interesse an individuellen Fähigkeiten zeigen
- Delegieren nach Stärken
- Erfolge feiern – auch kleine
- Rollen klären und Freiraum geben
Das aktiviert intrinsische Motivation und erhöht die Bindung zur Organisation und zum Unternehmen.
Vorleben – das unterschätzte Führungsinstrument
Du kannst noch so viele Regeln, Leitbilder oder Trainings etablieren – das, was du selbst vorlebst, hat den größten Einfluss.
Denn: Menschen folgen Menschen, nicht PowerPoint-Folien.
Dem, der …
- Pausen einhält
- Konflikte offen anspricht
- gut mit sich selbst umgeht
- Verantwortung übernimmt
… gelingt es, dass sich seine Mitarbeitenden daran orientieren – bewusst oder unbewusst.
Authentisches Vorleben schafft psychologische Sicherheit.
Feedback – ehrlich, klar, konstruktiv
Positives Leadership bedeutet auch: Feedback geben – und empfangen.
Dabei geht es nicht darum, nur zu loben oder nett zu sein. Sondern darum, wertschätzend und wachstumsorientiert zu kommunizieren. Klar, freundlich und bestimmt.
Gutes Feedback …
- ist zeitnah und klar
- beschreibt Verhalten statt Personen
- würdigt Fortschritte
- bietet Entwicklungsmöglichkeiten
Ein Team, in dem Feedback zur Normalität wird, entwickelt sich schneller – fachlich und menschlich.
Fazit: Positiv führen – bedeutet kraftvoll führen
Positives Leadership ist kein Soft Skill – sondern eine zentrale Führungsqualität der Zukunft.
Gerade in einer Welt, die ständig im Wandel ist, braucht es Menschen, die andere emotional stärken, Orientierung geben und Verantwortung leben.
Wer als Führungskraft gesund, klar und inspiriert agiert, wird Teams entfalten – nicht verwalten.